Wir befürworten den Bau eines Ganzjahresbades

Position Ganzjahresbad

Bündnis 90 / DIE GRÜNEN befürworten den Bau eines Ganzjahresbades

 Marcus Stadler (Stadtverordneter), Bündnis 90 / DIE GRÜNEN – OV Nidda

Die scheinbar unendliche Diskussion über das Für und Wider eines Neubaus des Hallenschwimmbades in Nidda anstelle des abgängigen, wird mittlerweile argumentativ so kontrovers geführt, dass eine Einigung sehr schwierig werden wird. Nur eine stabile ambitionierte Mehrheit wird tatsächlich einen Neubau und eine infrastrukturelle Neuausrichtung Niddas auf die Reise bringen können. Die bisherige parlamentarische Patt-Situation zwischen SPD, Grüne und LINKE als Befürworter auf der einen und CDU, BL und FW als Verhinderer auf der anderen Seite spielt nur den Gegnern des Neubaus in die Hände, die Wohl und Wehe der Stadt auf ihr persönliches Interesse reduzieren, da ein Nichtstun unverrückbare Fakten schafft.

Die Art und Weise der Diskussion ist dabei ungleicher, wie sie kaum sein kann. Während die Befürworter alle aufkommenden Argumente in die Waagschale werfen und darauf vernünftig eingehen, in der Hoffnung, die Gegner an den Verhandlungstisch zu bekommen, versteifen sich die Gegner auf ein simples „können wir uns nicht leisten“ und bleiben alle anderen Antworten schuldig.

Für uns GRÜNE ist dieser Umgang mit diesem wichtigen Anliegen so viel zu kurz gegriffen und einer parlamentarischen Debatte nicht würdig. Alle anderen Aspekte der Stadtentwicklung, des Gemeinwohls, der sozialen Verantwortung und letztlich auch einer lebenswerten Zukunft für Nidda werden völlig außer Acht gelassen. Selbst das Argument der wirtschaftlichen Fähigkeit, wird so stark verzerrt, dass es den Gegnern in ihr allzu kurzsichtiges Bild passt.

Geplantes Ganzjahresbad ist von Kommunalaufsicht genehmigt

Der Schuldenstand der Stadt Nidda ist in erster Linie den hohen laufenden Kosten der Stadt geschuldet, die die Einnahmen weit übersteigen. Das geplante Ganzjahresbad in Passivbauweise würde aufgrund niedrigerer Energiekosten, höherer Kartenverkäufe und deutlich niedrigerer Wartungsaufgaben tatsächlich die laufenden Kosten aber senken helfen. Denn diese Kosten inklusive der Investitionskosten, die mit einer Laufzeit von dreißig Jahren mit Tilgung und Zins den laufenden Kosten zugeschrieben werden, werden immer noch niedriger sein, als die momentanen laufenden Kosten. Dies ist übrigens eine Grundvoraussetzung für die Genehmigung des Bauvorhabens durch die Kommunalaufsicht.

Blick auf das Niddaer Hallenbad, © 2016, Marcus Stadler

Blick auf das Niddaer Hallenbad, © 2016, Marcus Stadler

Das Argument „das können wir uns nicht leisten“ ist solange reiner Populismus und soll die Bürger nur blenden, solange man nicht betrachtet, welche anderen teuren Positionen die Stadt Nidda hat. Während man über ein Defizit des Hallenbades von etwa 350.000 € debattiert, verschweigt man, dass das Freibad ein ebenso hohes Defizit generiert und das Solebad mit etwa 1 Mio. € den größten Kostenfaktor darstellt. Wenn wir also das Argument „das können wir uns nicht leisten“ ernstnehmen, müssen wir an alle dicken Brocken ran. Doch das ist von den Hallenbadgegnern nicht gewollt. Im Gegenteil: das Blockieren des Hallenbadneubaus soll argumentativ dazu dienen, den Erhalt des veralteten Solebads zu rechtfertigen. Folgeschäden für den Haushalt jedweder Art und Auswirkungen auf die soziale Entwicklung der Stadt, werden einfach missachtet.

Ein besonderes Argument der Gegner ist, dass durch den Bau eines Ganzjahresbades höhere Steuern auf uns alle zukommen würden. Wie eine vor sich her tragende Monstranz wird diese Aussage skandiert, in der Hoffnung dass sich diese Aussage bei allen Wählern festsetzt. Gedenk der Tatsache, dass andere Positionen wie das Solebad aber das Dreifache an Kosten verursachen, und Gedenk der Tatsache, dass selbst sogar bei Wegfall aller freiwilligen Leistungen, das Defizit nicht auszugleichen ist. Kann man dieses vorgeschobene Argument schnell als Täuschung erkennen, wenn man nur ehrlich ist.

Ganzjahresbad ist wirtschaftlichste Lösung

Die GRÜNEN verfolgen hier einen anderen Ansatz. Wir wollen die langfristig effizienteste und damit wirtschaftlichste Lösung im Bäderwesen umsetzen, die die Bedürfnisse der Bürgerinnen und Bürger und auch der Familienstadt Nidda erfüllt, und haben den Mut, auch einmal alte Zöpfe abzuschneiden. Für uns ist es die beste Lösung, Hallen- und Freibad an einem Standort zusammenzulegen und alle Synergien zu nutzen.

Das ehemals überparteilich beschlossene Ganzjahresbad kann perspektivisch drei Bäder ersetzen, da hier sogar ein weiterer Ausbau mit Solebecken möglich wäre. Die Bauweise in Niedrigenergiestandard macht das Schwimmangebot für die Stadt nicht nur langfristig finanzierbar, sondern auch das Schwimmen zur klimafreundlichen Freizeitgestaltung. Wir ersetzen darüber hinaus auch alle Fahrten mit den Autos oder Schulbussen zum nächsten Hallenbad.

Die Stadtentwicklung ist eine der besten Instrumente, eine Stadt lebenswert und attraktiv zu gestalten. Wir stehen hier am Scheideweg der Entwicklung! Setzen wir auf Innovation und Zukunft oder setzen wir auf Rückbau und trauern vergangenen Zeiten nach? Die Neubaugegner akzeptieren nach dem alten Gymnasium und der Post oder dem ehemaligen Amtsgericht einen weiteren großen Leerstand, um Geld zu sparen. Sie übersehen dabei aber völlig, dass die Infrastruktur des alten Hallenbades auch für das Freibad genutzt wird, und weitere hohe Instandhaltungskosten für den maroden Bestand dann erforderlich werden. All dies belastet den Haushalt zukünftig schwer wie Blei und im Falle der absehbaren Sanierungsfälligkeit des Freibades, bleibt dann nur noch die Komplettschließung.

Nidda soll Mittelzentrumsfunktion behalten

Ein Rückbau der Infrastruktur kann den Verlust der Funktion Niddas als Mittelzentrum zur Folge haben. Wichtige Landesmittel zur Unterstützung der Infrastruktur Niddas werden uns dann verwehrt werden. Eine Abwärtsspirale, die sich selbst verstärkt! Oder anders ausgedrückt: die CDU und die BL sind gerade dabei, Nidda abzuschließen und den Schlüssel wegzuwerfen. Dass es auch anders geht, zeigt der Neubau des Kinocenters. Innovative, schlaue Investitionen können zur Belebung der Stadt und des wirtschaftlichen Handeln führen.

Der Erhalt einer lebenswerten Infrastruktur mit familienfreundlichen Freizeitangeboten ist das beste Gegenmittel für den demographischen Wandel und den Bevölkerungsrückgang. Für junge Familien ist das öffentliche Schwimmangebot zur Freizeitgestaltung genauso wichtig wie für sportlich aktive Menschen allein und in Vereinen oder ältere Menschen in ihrem Bewegungsdrang. In der Gesundheitsprävention ist das Schwimmen als förderliche Maßnahme längst nicht mehr wegzudenken. Wir GRÜNE sehen das Schwimmangebot Niddas als Grundbedürfnis der Kommune an, welches wir unbedingt erhalten wollen.

Für das Gemeinwohl ist das Schwimmangebot sogar von existenzieller Bedeutung. Ein vernünftiger Schwimmunterricht muss in der Grundschule gewährleistet sein. Konzentriert man die Ausbildungszeit auf die offenen Sommermonate des Freibades und zieht die Zeit der Sommerferien ab, sieht man schnell, dass hierfür keinesfalls ausreichend Zeit zur Verfügung steht. So kommt es nicht von ungefähr, dass der DLRG in seiner Statistik einen direkten Zusammenhang zwischen der Schließung öffentlicher Bäder und der erschreckenden Zunahme von ertrinkenden Kindern sieht.

Sicherung der Zukunft für Schulen und Vereine

Eine Folge des Wegfalls unseres ganzjährigen Schwimmangebots bedeutet zudem eine deutliche Schwächung des Gymnasiums Nidda mit seinem Sportschwerpunkt und als Schulsportstandort in der Region. Das Hallenbad in direkter Nachbarschaft als wichtiges Argument gegenüber anderen Schulen bei der Schulwahl und im Kampf um Schülerzahlen würde zukünftig wegfallen. Die Mittelzentrumsfunktion für umliegende Schulen, die das Hallenbad Nidda nutzen, ist nicht mehr gegeben. Die Profilklassen und Leistungskurse Sport müssen auf entfernte Hallenbäder ausweichen, falls sich hier überhaupt noch Kapazitäten finden. Schwimmwettbewerbe und ähnliche Veranstaltungen – auch schulübergreifend – können nicht mehr in Nidda ausgetragen werden.

Wer die Frage stellt, können wir uns ein Schwimmbad leisten, muss sich auch die Frage stellen, können wir uns Kinder ohne Schwimmunterricht leisten und wollen wir die Folgen verantworten. Sie oder er sollte sich auch fragen, warum im Wirtschaftswunder der 50er Jahre kommunale Schwimmbäder als große Errungenschaft galten.

In der Diskussion wird gerne davon ausgegangen, dass das Freibad feste Öffnungszeiten hat, mit denen man rechnen kann. Dem ist aber nicht so. Gewitter- und Schlechtwetterlagen machen hier einen Strich durch die Rechnung, die Zunahme der Wetterphänomene in Zeiten des Klimawandels verstärkt diese Tatsache. Es kommt vor, dass in einem verregneten Sommer das Freibad nicht einmal 30 Tage in der Saison öffnen kann. (so geschehen im Sommer 2014)
Für Sportvereine und den DLRG bedeutet der Wegfall des Bades das sichere Aus für das Schwimmen in Nidda, da dies nur Ganzjährig sicher ausführbar ist. Nidda würde somit ein großes Stück Lebensqualität aufgeben.

Wir GRÜNE meinen, dass Schwimmen kein Luxusgut werden darf, welches sich nur noch zeitlich sehr flexible, solvente und mobile Menschen leisten können. Wir wollen auch größeren Familien und Alleinerziehenden, ebenso wie Niedrigverdienern und Senioren das ganzjährige Schwimmen in erreichbarer Nähe ermöglichen. Für uns ein wichtiger Baustein der sozialen Teilhabe aller.

Für die CDU und die Bürger Liste steht fest, „wir können uns den Neubau nicht leisten“ und sie wollen damit den Bestand des Solebads in Bad Salzhausen sichern. Mit dieser Milchmädchenrechnung akzeptieren sie alle negativen Folgen, und schreiben sehr hohe Defizite für die Stadt Nidda für die nächsten Jahre fest. Weitere Investitionen für die städtische Entwicklung wie für den Kurpark, Dorferneuerungen, Fahrradwegen, Renaturierungen etc. werden damit finanziell unmöglich. Weitere drastische Einsparungen werden nötig. Diesem Rückbau Niddas stellen wir GRÜNE uns gerne entgegen, und fordern einen Neubau des Hallenbades in Form eines Ganzjahresbades.