Windkraft in Nidda

Pressemitteilung zum Thema Infraschall bei WKA – Kreisverband Wetterau

Zu Infraschall bei Windkraftanlagen – Experten und Familien führen mit GRÜNEN vor Ort-Begehung durch

NIDDA. Die Diskussion um die Standorte zukünftiger Windkraftanlagen (WKA) nimmt an Intensität zu. Im Zuge der Auseinandersetzung in Nidda werden dabei vielfach Argumente genannt, die auch dem informierten Bürger zu fachspezifisch und oft nicht mehr nachvollziehbar erscheinen. Eines davon ist die mögliche Beeinträchtigung der menschlichen Gesundheit durch Infraschall, den für den Menschen nicht hörbaren tieffrequenten Schall, den auch Windkraftanlagen (WKAs) bei Betrieb verursachen.

Aus diesem Grund hatten die Wetterauer GRÜNEN in Nidda jetzt zu einem Termin vor Ort, direkt unter den Windkraftanlagen in Nidda/Fauerbach eingeladen, um dort gemeinsam mit Experten über die Thematik zu sprechen. Diese bestätigten die Haltung der Grünen, wonach vom Infraschall der Windräder keine Gesundheitsgefahren für die AnwohnerInnen ausgehen. Und sie warfen den Kritikern der Windkraft in Sachen Infraschall vor, damit Angstmache wider jede Sachkenntnis zu betreiben.

„Infraschall sind physikalisch betrachtet Schallwellen in einem Frequenzenbereich unter 20 Hertz (Hz), die vom menschlichen Ohr nicht mehr gehört werden können. Solche Schallwellen erzeugt schon jede kleine Windböe, die Meeresbrandung, aber auch jeder laufender Motor, sei es in einem Küchengerät oder im Auto“, erklärte Diethardt Stamm vom GRÜNEN Arbeitskreis Energiewende. Gerade beim Auto seien Anlieger und PassantInnen dem Schall meist in geringem Abstand ausgesetzt und trotzdem komme niemand auf die Idee, Infraschall in diesem Zusammenhang als angebliche Gefahrenquelle zu thematisieren und ein Verbot des Autofahrens zu fordern. Bekannt sei ihm von vielen, die jetzt die angeblichen Infraschallgefahren von Windkraftanlagen thematisierten, dass sie ohne Probleme sogar in Flugzeuge stiegen und sich dort freiwillig einem tatsächlich extremen Infraschall aussetzten.

Der Arzt Ralf Naujoks verwies in seiner Ausführung auf die Vielzahl künstlicher Infraschallquellen von der Eisenbahn bis hin zu Waschmaschinen oder Heizungspumpen und erläuterte: „Der Infraschall bei diesen WKA hier verursacht keine Gesundheitsschäden, weder über die Geräusche des Generators in der Gondel noch wenn die Rotorblätter einer Windkraftanlage am Mast vorbeistreichen.“ Es gebe keine ernst zu nehmenden Studien, die auf gesundheitliche Schäden hinwiesen. Zudem sei der Umgang mit tieffrequenten Geräuschen bei solchen Anlagen gesetzlich in der Vorschrift „TA-Lärm“ geregelt und werde bei WKAs strikt eingehalten.

Marcus Stadler, der die GRÜNEN im „OVAG-Parlament“ vertritt, kann den Schlussfolgerungen der Untersuchungen des Landesamtes für Umweltschutz in Bayern dazu folgen. Für ihn ist klar, dass „die im Infraschallbereich liegenden Schallemissionen von WKA von Menschen nicht wahrgenommen werden und daher zu keinen Belastungen führen können. Da Windkraftanlagen mindestens 600 m bis 1000 m Abstand zur Wohnbebauung haben und die Wellenintensität im Quadrat der Entfernung abnimmt, sind gesundheitliche Auswirkungen nicht gegeben, praxisfremd und können nur mit Verschwörungstheorien erläutert werden.“

Dazu ergänzt Diethardt Stamm in seiner Eigenschaft als Geschäftsführer der Betzenröder Windenergie GbR: „Untersucht hat das Bayerische Landesamt exakt die Windkraftanlagen, die wir in Schotten-Betzenrod seit 16 Jahren betreiben. Ausgerechnet ein in Schotten wohnender Arzt spricht als Herumreisender bei Bürgerinitiativen von schädlichen medizinischen Auswirkungen. Ein Arzt, der vor Infraschall bei WKA warnt, aber die anderen Infraschallquellen, mit denen wir im täglichen Leben konfrontiert sind dabei verschweigt, agiert tendenziell und unseriös“, kritisierte Stamm.

Ähnlich äußert sich Jürgen Hutfiels aus dem BUND-Kreisverband Wetterau: Auch das Landesumweltamt NRW habe schon vor über zehn Jahren festgestellt, dass Infraschall nicht nur nicht zu hören sei, sondern dass der Infraschalldruckpegel bei Megawatt-Windkraftanlagen so gering sei, dass man ihn als völlig harmlos einschätzen könne. „Insbesondere Gegner von Windkraftanlagen kommen gerne auf das Thema Infraschall zu sprechen, weil man diesem physikalischen Begriff auch leicht Gesundheitsschäden und andere Mythen andichten kann“, so Hutfiels.

Der Hungener Mediziner Naujoks bestätigte alle diese Aussagen in seinem Bericht über eine Vielzahl von Untersuchungen des Instituts für technische und angewandte Physik in Oldenburg. Er wies darauf hin, dass der Schalldruckpegel bei einem PKW bei Tempo 100 km/h um 50 % höher liegt als bei einer Windkraftanlage in einem Abstand von 10 Metern. Naujoks zitierte eine Studie des Bundesgesundheitsamtes, bei der etwa 100 Personen von einigen Minuten bis 8 Stunden und mehreren Wiederholungen in einer Woche Infraschallquellen von bis 125 dB ausgesetzt wurden: „Es erwies sich der unhörbare Infraschall als völlig harmlos.“ Bei keinem Probanten seien die von Windkraft-Gegnern häufig genannten Gleichgewichtstörungen oder Übelkeitserscheinungen aufgetreten, habe das Fazit dieser Studie gelautet.

Bettina Dascher, Grünen-Magistratsmitglied in Nidda, resümierte, dass die Diskussion vor Ort über die angeblich schädigende Wirkung des Infraschalls schlicht nicht nachvollziehbar sei. Sie hoffe, dass sich alle, die der Windkraft kritisch gegenüber stünden, zu Gunsten der Energiewende ebenso wie jetzt die Grünen ihr eigenes Bild unter bestehenden Anlagen machten.

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Presseerklärung des OV Nidda zu den Vorwürfen der Gegenwind BIs in Nidda gegen die GRÜNEN

15. Mai 2014, Bündnis 90 / DIE GRÜNEN – OV Nidda

NIDDA. „Gerade weil wir Grünen der Überzeugung sind, dass Windkraft einen wichtigen Beitrag zur Energiewende in Hessen leisten kann und muss, nehmen wir die Bedenken auch der Bürgerinitiativen dagegen sehr ernst. Wir stellen uns der Diskussion. Denn wir wollen möglichst breit unterstützte Lösungen finden. Was aber nicht geht, das ist, einzelne Sätze aus Redebeiträgen dazu ohne jeden Hinweis auf wesentliche Fakten und die Quelle öffentlich in einen anderen, als den ursprünglichen Kontext zu stellen, um uns damit politisch in die Pfanne zu hauen und unsere Haltung zu skandalisieren. Das lassen wir uns bei allem Respekt nicht gefallen.“

Mit diesem Worten reagierte der Grünen-Stadtverordnete und Ortsverbandsvorsitzende Marcus Stadler auf Kritik der Sprecher der beiden Bürgerinitiativen Windkraft Borsdorf und Gegenwind Schwickartshausen/Ober-Lais, Hans-Peter Scherer und Harald Aßmus an ihm. Beide hatten sich laut Kreis-Anzeiger verärgert darüber gezeigt, dass Stadler in der jüngsten Sitzung der Stadtverordnetenversammlung die Geräusche von Windrädern mit Meeresrauschen am Strand verglichen habe. Den Grünen insgesamt attestierten sie in dem Zusammenhang „ihre über Jahre hinweg erworbene Akzeptanz verspielt“ zu haben.

Ihn persönlich ärgere schon sehr, schreibt Marcus Stadler in einer Presseerklärung, „dass meine Hinweise an dem Abend auf die Ergebnisse einer Studie des Bayerischen Landesamts für Umwelt zu Windkraftanlagen und Infraschall von Hans-Peter Scherer und Harald Aßmus auf einen Vergleich reduziert werden, der sich in dieser Form eigentlich nur so lesen lässt, als dass wir Grünen die Kritik und Sorgen in der Bevölkerung gering schätzten. Denn das Gegenteil ist der Fall.“

Vielsagend sei für ihn weiter, dass beide in ihrer Polemik seinen Hinweis auf die entscheidende Erkenntnis darin schlichtweg unterschlagen hätten, auf die er an dem Abend verwiesen habe. Nämlich die Antwort in der 2012 erschienen Studie auf die Frage, wie sich der von Windkraftanlagen erzeugte Infraschall – also jener Schall in nicht hörbaren, sehr tiefen Tonlagen – auf die menschliche Gesundheit auswirke. Dazu heiße es darin wörtlich: „Der Infraschall von Windkraftanlagen kann also vom Menschen weder gehört noch anders wahrgenommen werden. Insofern sind auch keine gesundheitlichen Auswirkungen zu erwarten.“
Auf der Seite danach fänden sich in der Expertise Übersichten über natürliche und künstliche Infraschallquellen, darunter Meeresbrandung und hoher Seegang. Und zwar mit der Anmerkung, dass natürliche Infraschallereignisse meist mit hohen Pegeln (Lautstärken) aufträten. Woraus sich rein logisch ergebe, dass Meeresbrandung aufgrund jener oft hohen Pegel meist deutlich mehr Infraschalldruck erzeuge als Winkraftanlagen. Auch darauf habe er an jenem Abend verwiesen.

Inwieweit er allerdings mit einer solchen logischen Schlussfolgerung die Akzeptanz der Grünen verspiele, dass müssten ihm seine Kritiker schon noch einmal näher erklären, bekannte Marcus Stadler.

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